Mit der Theaterpädagogin und –regisseurin Beatrice Mahler ergab sich eine langjährige Zusammenarbeit. (Ihre Förderung ist der erstgenannte Zweck der Basler Münsterstiftung.)
Das Kirchenspiel will ein Gottesdienst sein. Deshalb verbindet es – wie jeder Gottesdienst – zwei Anliegen: Es will möglichst kunstvoll kunstvoll gestaltet sein, ohne eine Kunstwelt aufzubauen, und will deshalb dem Alltagsleben Raum geben, ohne von diesem Alltäglichen verschlungen zu werden. Hoch begabte Laienschauspieler, aber auch einfach engagierte Gemeindeglieder wirkten deshalb zusammen. Miteinander wollten sie erkunden und Anteil geben an dem, was der Schöpfer und Erlöser verborgen und aufgedeckt hat.
Drei erste experimentelle Spielabende führten in der Passionszeit 1993 eine Besuchergruppe mit unterschiedlichen Anliegen und Schicksalen durchs Münster.
Im Rahmen des Projektes „Der Friede der Stadt“ führte 1995 das Kirchenspiel „Lass mein Volk ziehen“ die Gemeinde vom Auszug aus Ägypten bis zur nachexilisch bescheidenen Existenz im Schatten des Zweiten Tempels.
„Ein Mensch brach den Schlaf“ hiess das Spiel, das in zwei Szenen erzählt, wie Niklaus von Flüe seine Familie verlassen hat, und wie er in der dramatischen Nacht auf den 22. Dezember 1482 den Frieden von Stans vermittelt. Es wurde im Jahr 1996 ein zweites Mal aufgeführt, dieses Mal zusammen mit den Konfirmanden, und im Jahr 2001 von professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern. Es wurde von verschiedenen Kirchgemeinden adaptiert, zuletzt im Jahr 2017 in der Bruder-Klausen-Kirche in Basel und in der reformierten Kirche Gossau ZH.
„Heller als die Sonne“ lautet der Titel des Spiels, das in den Todesstunden Martin Luthers den skeptisch altgläubigen Apotheker Johannes Landau, den reformatorisch gesinnten Stadtarzt Simon Wild, seine Tochter, zwei junge Frauen und andere Personen in Eisenach zusammenführt. Sie träumen, zweifeln, diskutieren, lamentieren und suchen grübelnd zu fassen, wie ein Mensch zu einem vertrauenswürdigen Grund und zum Recht seines Lebens findet. Das Spiel wurde unter der Regie von Eva Müller im Jahr 2004 ein zweites Mal inszeniert (und wieder im Lutherjahr 2017 in der St. Nikolaikirche ein Eilenburg). Bilder der Inszenierung von 1996
Unter dem Titel „Gottes Bild“ vergegenwärtigte ein Spiel das Leben und Werk Rembrandt van Rijns. Fasziniert rätseln seine Zeitgenossen darüber, wie aus dem selbstbewussten, erfolgreichen jungen Maler der gebrechliche, heiter Alte geworden ist.
1998 nahm die Gruppe die Gemeinde mit auf den Weg, den die Sternkundigen aus dem Osten zum Hof des Königs Herodes und dann zur Davidsstadt Bethlehem geführt wurden.
Beatrice Mahler erabeitete 1999 mit der Gruppe ein Spiel, das dem Kampf, der Niederlage und dem Sieg der Jeanne d’Arc gewidmet war.
Szenische Lesungen waren verschiedenen Zeugnissen des Leidens, des Hoffens, der Kritik und der Liebe zum Leben gewidmet: 1997 Robert Oppenheimer und seinem Projekt „Trinity“ (die erste Atombombe), 1998 Alexander Solschenizyns Archipel Gulag; 2001 Sören Kierkegaards Kirchenkritik, 2004 Dietrich Bonhoeffers und Marianne von Wedemeiers Briefe aus der Verlobungszeit.
2001 brachte die Kirchenspielgruppe August Strindbergs „Ostern“ in meiner Übersetzung zur Aufführung.